Mehr Zeit für Arbeit mit Kindern ermöglichen


Insgesamt 27,3 Prozent ihrer Dienstzeit arbeiten Erzieher in Kindertageseinrichtungen des Bistums Limburg nicht direkt mit Kindern zusammen, sondern sind mit Aufgaben befasst, die nicht direkt am Kind zu erbringen sind, wie etwa Vorbereitungen, Dokumentation oder Elternarbeit. Bei einer Vollzeitstelle entspricht das mehr als zehn Stunden der wöchentlichen Arbeitszeit. Dies ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie des Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit an der Hochschule Koblenz, die am Montag, 4. Juni, in Wiesbaden präsentiert wurde.
Im Auftrag der Diözese haben die Autoren der Studie, Professor Dr. Armin Schneider und Dr. Andy Schieler, untersucht, wieviel Arbeitszeit Erzieher heute mit mittelbarer pädagogischer Arbeit durchschnittlich aufbringen. Ausgangspunkt für die Studie waren die Anforderungen der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz und die Leitlinien der Bistümer zu deren Umsetzung. Dazu haben die Wissenschaftler insgesamt 106 Mitarbeiter in neun mit dem Gütesiegel für katholische Kindertageseinrichtungen (KTK) zertifizierte Kitas des Bistums befragt und ein detailliertes Tätigkeitsprotokoll führen lassen. Erstmals ließen sich mit Hilfe der Ergebnisse die geleisteten Aufgaben in diesem Aufgabenfeld präzisieren und der zeitliche Aufwand detailliert empirisch belegen, betonten Schneider und Schieler bei der Präsentation im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden. Die Studie gibt zudem Einblicke in die Komplexität der Aufgaben, die Mitarbeiter in Kitas heute zu leisten haben.
Investition in ein Qualitätsmanagement lohnt sich
Mit Blick auf die Untersuchungen zeigt sich zudem, dass sich die Investition in ein Qualitätsmanagementsystem lohnt, da erkennbar alle wesentlichen Anforderungen umgesetzt werden. Mehr als ein Viertel der nicht mit dem Kind verbrachten Arbeitszeit wird für hauswirtschaftliche und hausmeisterliche Tätigkeiten aufgewendet. „Das ist zu viel. Daher brauchen die Einrichtungen eine angemessene Ausstattung an Hauswirtschaftskräften und Hausmeisterdiensten“, sagen Schneider und Schieler. Zudem bräuchten die Einrichtungen einen Personalschlüssel, der genügend Raum für die mittelbare pädagogische Arbeit gebe, so die Wissenschaftler.
Für das Bistum Limburg führt kein Weg an etablierten Qualitätsmanagementsystemen vorbei. Der Aufbau eines solchen Systems brauche zwar einen hohen zeitlichen Aufwand, betont Ralf Stammberger, Leiter der Abteilung Kindertagesstätten. Dieser Aufwand reduziere sich nach der Etablierung jedoch erheblich und die Qualität verbessere sich nachweislich.
Eine Besonderheit in katholischen Einrichtungen ist, dass sich viele Mitarbeiter auch ehrenamtlich für die Kirche engagieren. Die Studie zeigt auf, dass in der Zusammenarbeit mit der Pfarrei viel Freizeit eingesetzt werde.
Die Studie (ISBN 978-3-944142-30-2) ist im Verlag des Bischöflichen Ordinariats erschienen und für 10 Euro im Buchhandel erhältlich. Auf der Homepage der Abteilung Kindertageseinrichtungen (www.kita.bistumlimburg.de) ist sie zum Download eingestellt.