WIESBADEN/LIMBURG. ? Der Titel soll Programm sein: „Im Vertrauen wachsen“ ist der Leitfaden zur Umsetzung des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans (HBEP) in den ersten drei Lebensjahren überschrieben, den die katholischen Bistümer in Hessen jetzt vorgelegt haben. Damit werde speziell im Blick auf die U3-Kitas der staatlicherseits verantwortete Bildungs- und Erziehungsplan ins „Katholische übersetzt“, wie Prof. Magdalene Kläver, Justiziarin des Kommissariats der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen, am Dienstag, 14. Oktober, in Wiesbaden feststellte. Dort wurde der Leitfaden im Rahmen eines Fachgesprächs einem großen interessierten Fachpublikum aus Erzieherinnen, Kita-Leitungen, Träger-Vertretern und Koordinatoren vorgestellt.
Gelungenes Werk
Ausdrückliche Anerkennung für den Leitfaden gab es von Seiten der Regierung: Er stehe für den hohen Stellenwert, den die katholischen Bistümer der Qualität in ihren Einrichtungen einräumten, lobte Ministerialrätin Barbara Tiemann, Referatsleiterin für Kinder und frühkindliche Bildung im Hess. Ministerium für Soziales und Integration, die ausdrücklich von einem „gelungenen Werk“ sprach. Mit deutlichen Zahlen belegte sie, wie weit sich die Balance zwischen privater und öffentlicher Betreuung verschoben habe: Wurden 2007 noch rund 19.000 Kinder unter drei Jahren in Kitas betreut, sind es inzwischen bereits 45.000. Bei den Fragen danach, wie Kinder in dieser Gesellschaft aufwüchsen und welche Chancen sie hätten, sei es gut, wenn Land und Träger im Blick auf die Pädagogik Hand in Hand gingen.
Neue Modelle der Berufstätigkeit
Der Staat lasse in punkto Sinnkonzepte, Religion und Glaube bewusst ein Vakuum, das von den Kirchen gefüllt werde: Damit hatte Kommissariatsleiter Prälat Dr. Wolfgang Pax zuvor bereits die Veröffentlichung begründet. In einer sich verändernden Gesellschaft mit neuen Modellen der Berufstätigkeit von Müttern und Vätern ändere sich auch der Betreuungsbedarf für Kinder, die Zeiten und Formen. Die Kirche reagiere darauf mit entsprechenden Angeboten und müsse daher zugleich auch deutliche inhaltliche Aussagen dazu treffen. Der Leitfaden sei darüber hinaus als Botschaft an die Eltern zu verstehen: Wer Christ sei, wolle eben den Kleinsten und Schwächsten in besonderer Weise beistehen, weil sie bei Christus privilegiert seien.
Vom Kind aus denken
Bei der Diskussion über Qualität müsse vom Kind aus gedacht werden, forderte Prof Ralf Haderlein, Hochschule Koblenz, der in seinem Referat Schlüsselprozesse der frühen Kindheit aus christlicher Perspektive vorstellte und dabei auch die Chancen des Leitfadens benannte. Für Kinder liege sie in der Zusage, ihre je eigene Persönlichkeit entwickeln zu können, für Eltern bestehe sie in der Verlässlichkeit, Transparenz und Sicherheit eines profilierten, nachhaltigen und werteorientiert gesteuerten Trägers. Pfarrgemeinden als Träger könnte er Impulse geben, die Kitas als pastorale Orte kirchlichen Handelns zu entdecken.
Erziehern Glaubenserfahrungen ermöglichen
Wie der Leitfaden im Alltag umgesetzt wird und werden kann, war Thema einer abschließenden Podiumsrunde, bei der aus der Praxis heraus vor allem Probleme bei der Suche nach entsprechenden Erziehern formuliert wurden. Die Entfernung von Glaube und Kirche finde auch „bei unserem Personal statt“, betonte Frank Bermbach, Trägervertreter der Pfarrei St. Peter und Paul in Camberg, der deutlich feststellte: „Wir bekommen keine fertigen Fachkräfte mehr.“ Es sei deshalb nötig, mit Oasentagen oder spiritueller Begleitung den Erziehern selbst Glaubenserfahrungen zu ermöglichen. (rei)
Der Leitfaden ist von den Bistümern Limburg, Fulda, Mainz und Paderborn herausgegeben worden. Aus dem Bistum Limburg waren Birgitta Lahner-Ahnert und Nadja Reimann als Autorinnen beteiligt sowie Ralf Stammberger in der organisatorischen und konzeptionellen Begleitung. Weitere Informationen: Abteilung Kindertageseinrichtungen im Bischöflichen Ordinariat, Tel.: 06431 295-174; E-Mail: Kita@ bistumlimburg .de.